Mit Gänseblümchen fängt alles an. Die Kindheit. Der Frühling. Das einfache Glück. Und auch das fortgeschrittene.
Es gibt kaum ein freundlicheres, optimistischeres, bescheideneres Pflänzchen. Es verlangt
nur, dass man gelegentlich mäht – oder beweiden lässt – denn im hohen Gras kann es sich nicht behaupten. Es braucht Licht und Luft und Freiheit, wie wir alle. Dafür verzeiht es gern, wenn man mit dem Kaffetablett darüberläuft. Oder darauf Federball spielt.
Das Gänseblümchen ist die perfekte Blüte. Mitte, Blütenblätter, fertig. Kein Gedöns. Kein Schnickschnack. Kein Chic, keine Rüschen, keine Farben, kein Luxus. Es ist einfach es selbst. Die Blume schlechthin. Es genügt, genau so zu sein. Mancher von uns braucht ein Leben lang, um das zu lernen. Mache wagen es nie. Und andere wieder kennen es gar nicht anders.
Das Gänseblümchen ist auch eine Lebensentscheidung. Darf es in meinem Garten wachsen? Rücke ich ihm sofort mit einem Messer oder Chemie zu Leibe? Oder heiße ich es willkommen, betrachte es mit Glück und Kameradschaft und laufe barfuss in seinem Reich? Lege ich mich an einem Sommernachmittag zu ihm, genieße sein Lächeln auf Augehöhe und weiß, dass dies genau das ist, worum es im Leben geht?
Ein Gänseblümchen ist schlichte Wahrheit. Des Pudels, oder vielmehr des Glückes Kern. Jedenfalls das perfekte Bild dafür. Finde ich.
Ich liebe all die vielen verschiedenen Blumen in meinem Garten. Die wilden, die versehentlichen, die zufälligen, die zuviel gepflanzten und die mühsam gezogenen. Aber wenn ich nur ein kleines Stückchen Gras mit Gänseblümchen hätte, dann wäre es auch genug.

Höhe verliert und dann wieder gewinnt, dann zaubert sie aus dem Hut, was gerade zur hellsten Jahresteit im Schatten lag. Auf einmal findet ein Lichtstrahl einen Weg unter ein Dach oder einen Baum und entdeckt eine Deko, die den ganzen Sommer unsichtbar an der Wand in einem Winkel hing. Und mit ihr einen lieben Gedanken oder eine Erinnerung, fast vergessen. Oder eine späte Blüte, vorher nie beachtet. Einen frühen Schmetterling, der gerade erwacht. Auf einmal glänzt etwas hell und unübersehbar an Stellen, die man immer wieder aus dem Blick verliert.
Garten gefunden. Ich werde damit ein Beet einfassen. Oder eine Bank bauen oder eine Treppe. Eine Stützmauer oder eine Trockenmauer. Einen Brunnen, einen Weg, eine Säule oder eine Halterung für eine Kübelpflanze. Ich habe viele Sorten Backsteine und andere Steine, aber niemals genug. Immer wieder gestalte ich damit etwas im Garten um. Die Möglichkeiten sind unendlich. Ich habe früher schon gerne mit Bauklötzen gespielt. Damals waren es Burgen und Schlösser, die ich entwarf. Da wusste ich noch nicht, dass ein Garten, egal wie klein, viel wunderbarer ist als ein Schloß, und auf jeden Fall reicher macht. Im Garten bin ich immer fünf Jahre alt und Prinzessin, mit schmutzigen Knien, Strohhut und Gärtnerschürze – und in meinem blumigen Reich ist jedes Gänseblümchen immer noch märchenhaft.
Blüten mal genauer. Aber sie hat jede Menge gute Eigenschaften, und das macht sie unwiderstehlich. Vielleicht musste ich ein gewisses fortgeschrittenes Alter erreichen, um sie richtig zu würdigen. Jetzt im Frühling ist sie eine der Ersten, die ungerührt von Grau und Kälte jenes zugewandte Wachsen in Angriff nimmt, das sich nun gehört. Zweifel kommen bei ihr gar nicht erst auf. Der Sturm ficht sie nicht an, ich glaube, sie bemerkt ihn gar nicht. Voller Optimismus zieht sie grüne Kreise. Was getan werden muss, vollzieht sie, und noch etwas mehr. Sie macht Mut. Sie ist bescheiden. Wenn man sie nicht gießt, ist es ihr schnuppe. Und auch, wie man sie nennt. Sie bleibt sie selbst. Man kann sich in vielerlei Hinsicht ein Beispiel an ihr nehmen.

es jedes Jahr wieder ist – dass aus diesen kahlen Ästen, in denen man kaum noch Leben vermuten würde, bald so viel Grün unaufhaltsam zum Himmel strebt. Dass in wenigen Monaten ein riesiger, duftender Blütenstrauß hier stehen wird, in dem sich Bienen und Falter drängen.

munteren Hintergrundboyband aus Spatzen.
n kann man beinahe alles tragen, auch kalte Lasten.