Glück. Immer wieder.

wp-1586758640547.jpgJeder einzelne Tag ist nun eine Wundertüte. Jeden Morgen, wenn ich den Garten betrete, entdecke ich Freunde, die alt und neu zugleich sind. Zarte elfengleiche Wesen wie die Forellenlilie und die Schachbrettblume, die sich aus der noch kühlen Erde erheben, die Blätter vom Vorjahr beiseite schieben und sich in ihrer eigenen Vollendung entfalten.

Jedes Mal stehe ich wieder fassungslos davor, wie es so etwas geben kann, und dass es immer wiederkehrt, zusammen mit dem Licht und der Wärme und dem Neubeginn. Und dass ich dabeisein darf.

wp-1586966648415.jpg

Außenrum mit Spitze

Ich hatte mich geärgert, weil der Bote das Päckchen nicht wie vereinbart abgestellt hat. So musste ich bei eisigem Wind zur Post. Im Nachinein habe ich mich im Stillen bei ihm bedankt, denn hätte er das Päckchen hinterlassen, wäre ich gar nicht unterwegs gewesen. Dann hätte ich einiges versäumt, was mich erst im Vorgarten, dann am Wegrand anblitzte.

wp-1577962386574.jpgAls ich klein war, zeigten mir meine Schwestern dass die dicken weißen Schneebeeren einen Knall verursachen, wenn man auf eine heruntergefallene tritt. Wenn keiner guckt, mache ich es heute noch. Nicht nur, weil die Spatzen sich dann so erfreut auf die aus der Kugel befreiten Samen stürzen. Der Knall  ist eine kleine Feier des Lebens, wie das Feuerwerk an Silvester, nur verträglicher und irgendwie sogar größer, weil er von Sonne und Wachsen und Reife erzählt und von dem beruhigenden Kreislauf der Jahreszeiten.

Die kleinen rosa Beeren dagegen haben etwas im Winterdunkel beinahe unverschämt Optimistisches, das mich fröhlich macht. Es gibt Tage, auch graue, da haben alle Dinge und Ereignisse einen hellen Rand, ein eigenes, feines Leuchten. Ganz selten, so wie heute, kann man das fotografieren. Ansonsten bleiben dafür, wenn man nicht malen kann,  nur Worte.

Eismorgen

wp-1577954104793.jpg

Es ist immer wieder aufregend, ein neues Buch zu beginnen. Die Fäden meiner Geschichte sind noch nicht ganz greifbar. Bei sonnigen vier Grad minus hängen sie immer deutlicher in der Morgendämmerung wie Spinnweben und ich versuche, sie zusammenzuklauben. Dabei hüpfe ich im Schlafanzug im Garten herum um Reifkristalle zu fotografieren. Ich sehe sie oben auf dem Gartentor im ersten Licht glänzen und beschließe, dass ein gelegentlicher Anflug von Frost auf der Seele mich in diesem Jahr niemals davon abhalten wird, ein Tor zu öffnen und einen neuen Weg zu gehen, egal wie weit ich komme.

 

 

wp-1577976529107.jpg