Den Gingko habe wir zur Hochzeit geschenkt bekommen. Er hat seither viel erlebt. In jedem Frühling erzählt er diese Geschichten neu. Wenn diese Blätter sich wie ein kleines grünes Feuerwerk entfalten, ist das für mich ein besonderes Sinnbild für Frühlingsglück. Er nimmt nicht viel Platz ein und ist genügsam, aber er zielt geradewges zum Himmel, jedes Jahr ein bißchen weiter. Und im Herbst leuchtet er golden wie die Erinnerungen.
Er ist so hoch und weit und groß, dieser Himmel, und der Baum teilt ihn gern mit all den vielen Blüten um ihn herum, mit diesem Chor aus Farbe und Form, der einen stummen Lobgesang auf das Leben anstimmt. Im Mai, dem Monat der Freude, der Zuversicht, des Wachsens und des Neubeginns. Da kann ich stundenlang mittendrin stehen, und staunen, und das Blau einatmen und einssein mit alledem.

Und dann auch loslassen, was losgelassen werden muss, und mich zusammen mit dem Mai dem Neuen zuwenden.


Jeder einzelne Tag ist nun eine Wundertüte. Jeden Morgen, wenn ich den Garten betrete, entdecke ich Freunde, die alt und neu zugleich sind. Zarte elfengleiche Wesen wie die Forellenlilie und die Schachbrettblume, die sich aus der noch kühlen Erde erheben, die Blätter vom Vorjahr beiseite schieben und sich in ihrer eigenen Vollendung entfalten.
Das wie vom Himmel gefallene Blau der Vergissmeinnicht gehört zu den ersten Wundern, an die ich mich aus meiner Kindheit im Garten erinnern kann. Es zeigte mir, dass der Himmel erreichbar und manchmal ganz erdnahe ist. Obendrein hatte jede winzige Blüte einen freundlichen gelben, beinahe goldenen Kern. Sie waren so winzig, dass man sehr genau hinsehen musste, um ihn zu sehen. So lernte ich, nach dem Kleinen, Inneren zu suchen.








n diese Jahreszeit, aber die beinahe unverschämt extravagante, knallbunte Blüte der Iris eben noch nicht. Für einen Moment frage ich mich unwillkürlich: Gehört sich das denn? So vorzupreschen? Die Euphorie des Sommers dermaßen vorwegzunehmen, ehe ähnliche Blumen nach dem Winter überhaupt das erste Mal gegähnt haben? Und ich mit der Gartenarbeit auch nur ernsthaft begonnen habe?
es jedes Jahr wieder ist – dass aus diesen kahlen Ästen, in denen man kaum noch Leben vermuten würde, bald so viel Grün unaufhaltsam zum Himmel strebt. Dass in wenigen Monaten ein riesiger, duftender Blütenstrauß hier stehen wird, in dem sich Bienen und Falter drängen.
munteren Hintergrundboyband aus Spatzen.