Das wie vom Himmel gefallene Blau der Vergissmeinnicht gehört zu den ersten Wundern, an die ich mich aus meiner Kindheit im Garten erinnern kann. Es zeigte mir, dass der Himmel erreichbar und manchmal ganz erdnahe ist. Obendrein hatte jede winzige Blüte einen freundlichen gelben, beinahe goldenen Kern. Sie waren so winzig, dass man sehr genau hinsehen musste, um ihn zu sehen. So lernte ich, nach dem Kleinen, Inneren zu suchen.
Ein Garten ohne Vergissmeinnicht ist für mich unvorstellbar. Zum Glück säen sie sich selbst aus. Sie sind so bescheiden, dass man sich noch nicht einmal um sie kümmern muss. Sie suchen sich ihren Platz selbst, man muss sie nur gewähren lassen.
Und wenn sie sich öffnen und mich morgens anlächeln, dann weiß ich, es ist Frühling und alles ist Himmelblau und möglich, wenn man das Helle in der Mitte nicht übersieht.


Garten gefunden. Ich werde damit ein Beet einfassen. Oder eine Bank bauen oder eine Treppe. Eine Stützmauer oder eine Trockenmauer. Einen Brunnen, einen Weg, eine Säule oder eine Halterung für eine Kübelpflanze. Ich habe viele Sorten Backsteine und andere Steine, aber niemals genug. Immer wieder gestalte ich damit etwas im Garten um. Die Möglichkeiten sind unendlich. Ich habe früher schon gerne mit Bauklötzen gespielt. Damals waren es Burgen und Schlösser, die ich entwarf. Da wusste ich noch nicht, dass ein Garten, egal wie klein, viel wunderbarer ist als ein Schloß, und auf jeden Fall reicher macht. Im Garten bin ich immer fünf Jahre alt und Prinzessin, mit schmutzigen Knien, Strohhut und Gärtnerschürze – und in meinem blumigen Reich ist jedes Gänseblümchen immer noch märchenhaft.


