Farbenfeuerfeierfreude

Der Sommer war so angefüllt mit Leben, Lachen, Lernen, Laufen, und natürlich Schreiben, dass hier wenig Worte gelandet sind. Ich schreibe zwei Geschichten auf einmal. Das braucht Zeit, Gespräche und Vorbereitungen. Dazu kommt das Wundern über die Menschheit, die Fassungslosigkeit über manches und die gleichzeitige Hoffnung wegen anderem. Die Zeit scheint bei alledem immer schneller zu verfliegen. Doch der Garten wandelt sich zum Glück derweil in seiner eigenen langsamen Geschwindigkeit. Da wächst es, blüht, reift, wirft Samen auf fruchtbare Erde und in die Mägen der Vögel. Da spaziert ein Igel vorbei, die Schnecken lassen sich dennoch die Dahlien munden, in den Rosenäpfeln schlafen die Gallwespenkinder. Die Meisen melden schon mal den Anspruch auf die Nistkästen im nächsten Frühjahr an. Die Spinnen ziehen ihre Netze um die Gartenlaternen. Die Distelfinken essen sich satt an den Sonnenblumenkernen. Der Morgentau taucht alles in Silberfunkeln und die fallenden Blätter der Birken schütten Goldmünzen über unser Reich. Zumindest hier ist alles in Ordnung. Die Hummeln finden immer noch Süßes in der Bartblume und den Astern. Die Amsel kämpft noch mit der Mauser und verteidigt dennoch entschlossen jede Beere. Die Dürre war schwer, und doch ist der Rasen schon wieder grün, weil jede Krise auch Stärken hervorbringt. Ich nehme mir ein Beispiel daran, jedenfalls bemühe ich mich. Der unfaßbare, glühende Farbenrausch erfüllt mit Glück, Staunen, Demut, Lebenshunger, Dankbarkeit, Zuversicht.

Der Garten war diesen Sommer ein Ort der Liebe und des Trostes, der Ideen und Pläne und der Lebendigkeit im unglaublich vielfältigen Miteinander größerer und auch der winzigen Lebewesen. Da brauchte es gar nicht viele Worte.

Das meiste wird auch den Winter überstehen. Reichlich Samen und Zwiebeln sind in der Erde, die Insekten haben für die nächste Generation vorgesorgt, und wenn die dunklen Tage kommen, kann man sich gemeinsam an Geschichten wärmen, ob beim Schreiben oder Lesen oder dem Betrachten der zaubervollen Bilder, die da draußen durch das Licht und das Leben entstehen, unweigerlich und immer wieder.

13 Kommentare zu „Farbenfeuerfeierfreude

  1. Wunderschöne Bilder und Geschichten in Deinen Büchern. Weiter so und Dein Freund ist ein begnadeter Fotograf, das gibt mir Anregung mich mit meiner Kamera auch mal wieder auf den Weg zu machen.

    Liebe Grüße Bettina

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  2. Hallo liebe Patricia,
    es sind wieder einzigartige Fotos und sie gefallen mir sehr gut.

    Ich freue mich schon sehr auf die nächsten tollen Aufnahmen aus dem Garten.
    Liebe Grüße auch an Frank – sendet Euch Katrin

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  3. Warmeswohlwollendes Dankeschön an Sie liebe Patricia…..es ist so wohltuend Ihr Sehen und Wahrnehmen lesen zu dürfen…Danke …es tut ganz einfach GUT … ich wünsche Ihnen einen sonnengelbdurchflutenden HerbstTag …alles Liebe
    Stefanie

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  4. Liebe Patricia und Frank,
    danke für Wort und Bild. Beides drückt meine momentane Stimmung und mein Empfinden aus. Genau solche Kleinigkeiten, die ihr ansprecht, sind so unglaublich wertvoll und bringen Freude.
    Farbige, leuchtende Herbsttage.
    Liebe Grüße Petra

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  5. Liebe Patricia, es ist schön Dich mal wieder zu lesen! Dein feines Gespür ist in jedem Wort und jedem Bild zu entdecken.
    Liebe Grüße und schönen Gruß von der Großmutterblume ❤
    Sabine

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  6. Durch Zufall bin ich auf Dein Buch gestoßen Liebe Patricia Koelle,

    „Die Träume der Bienen“
    Wobei ich immer sage, es gibt keine Zufälle und es trieb mir die Tränen in die Augen, es berührte mich sehr, eine so wunderbare Geschichte. Fast wie bei John Strelecky: “
    The Big five for Live“. Unser Land ist so voller wunderbarer Ort….nein ich will hier nicht politisch werden.
    Ich weinte, verzeih, weil ich ein wenig neidisch wurde. In diesem Jahr gehe ich auf die 71 zu und habe noch immer nicht meinen Anker geworfen. Bis dato war ich stets ein Vagabund. War für andere da, nun wird es höchste Zeit, etwas zu finden, wo ich mich zu Hause fühlen kann.
    Der Krieg hat meine Familie auseinandergerissen. Anschließend haben meine Eltern sich ihr Leben aufgebaut, da war keine Zeit sich nach ihren Wurzeln zu suchen. Sie wollten es auch gar nicht. Meine Enkelkinder waren darüber auch sehr traurig keinen Onkel, keine Tanten zu haben.
    Es tut so gut zu wissen wo man hingehört.
    Danke für dieses anregende Buch!!!!
    Liebe Grüße Eva-Maria

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    1. Liebe Eva-Maria, ich hatte auch keinen Onkel und keine Tanten, praktisch keine Großeltern, und das mit den Wurzeln ist auch so eine Sache. Vielleicht genügt es, Seelenorte zu haben, wo man sich, manchmal nur für Tage, aus unerfindlichen Gründen zuhause fühlt und von denen ein Stück in einem bleibt, oder ein Stück von einem selbst dort. Alles Liebe und danke für die schöne Rückmeldung. (Ich empfehle in dieser Sache auch mein Buch „Meerseide“). Herzlich Patricia

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